Druck / Papp

Eigentlich ist der Begriff "Blaudruck" irreführend, denn es wird nicht Blau gedruckt - es wird Blau gefärbt.

 

Auf den weißen Baumwollstoff wird ein so genannter "Papp" aufgetragen. Dieser Papp ist eine Zusammensetzung verschiedener Bestandteile, ein Rezept, das der Blaudrucker seit über 400 Jahren unter strenger Geheimhaltung von Generation zu Generation weitervererbt. Der Papp wird in einem mit Stoff ausgelegten verschließbaren Behälter aufbewahrt - man kann es sich vorstellen wie ein großes Stempelkissen.

 

Der aufgetragene Papp soll verhindern, dass der Stoff an den bedruckten Stellen im Färbe-Bad blau wird. Bevor gedruckt werden kann, wird die Größe der (z. B.) Decke auf einen weißen Baumwollstoff mit Bleistift vorgezeichnet. Genau an den Linien wird die Model aufgesetzt und der Papp auf den Stoff gedruckt. Es erscheint ein zartes Muster auf weißem Tuch. Die Kunst besteht darin, die Model so aneinanderzusetzen, dass kein Übergang zu sehen ist. Ist die Model einmal aufgesetzt, hilft kein Korrigieren mehr. Anschließend wird der gedruckte Stoff mehrere Tage getrocknet, bevor das Färben beginnt.

 

Färben

Unser Färbe-Bad wird sowohl mit Indigo als auch mit Waid angesetzt. Die Lauge befindet sich in einem zwei Meter tiefen, im Boden versenkten Behälter - in Fachkreisen "Küpe" genannt. Über dieser Küpe schwebt ein Metallgerüst mit Haken, an denen der Stoff in engen, langen Bahnen aufgehängt wird. Diese dürfen sich nicht berühren.

 

Dann beginnt das Tauchen. Mit Hilfe des Gerüsts wird der Stoff langsam in die Küpe gesenkt, bis er vollständig mit Lauge bedeckt ist. Nach etwa zehn Minuten wird der Stoff wieder heraufgezogen und bleibt weitere zehn Minuten über der Küpe hängen. Sobald der Stoff mit Sauerstoff in Kontakt kommt, beginnt der eigentliche Färbe-(Oxidations-)Prozess, in dessen Verlauf wir sprichwörtlich  "das Blaue Wunder erleben". Dieser Vorgang wird so viele Male wiederholt, bis der gewünschte Blauton erreicht ist. Von Tauchgang zu Tauchgang wird der Blauton kräftiger.

 

Berichten zufolge wurden im Mittelalter die Stoffe mit Stöcken geschlagen, um den Sauerstoff effektiver (schneller) in das Gewebe zu bringen. Daher stammt auch unser altbekanntes Sprichwort "Grün und Blau schlagen".

 

In einem anschließenden schwefelsauren Bad wird der Papp vom Stoff gelöst. An seiner Stelle kommt dann die weiße Stoffausgangsfarbe wieder zum Vorschein. Es folgen die Gänge in die Waschmaschine, auf die Wäscheleine und zur Nähmaschine, bis zuletzt eine wunderschöne Blaudruck-Decke auf ihrem Tisch liegt und Ihnen viele Jahre Freude bereitet.

 

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